
Thomas Glavinic auf dem Balkan, auf einer Pilgerfahrt, deren Ziel die Erleuchtung ist. Doch die bleibt aus. Zermürbt von den endlosen Gebeten seiner Mitreisenden, versucht er zu fliehen. Die Rettung misslingt, denn jetzt kommt er vom Himmel in die Hölle.
Bin erst am Anfang. Noch nicht viel los. Glavinic dürfte jedoch wirklich an so einer Pilgerreise teilgenommen haben. Meine Oma hat übrigens zu "beten" auch "betten" gesagt.
Ingo liegt schlafend, ohnmächtig oder tot über seinen Sitzen ausgestreckt, in seinen Ohren stecken Kopfhörer.
Ich höre "I love New York" von Madonna und denke an Sex.
Jeder legt sich für zehn Minuten auf sein Bett, er mit seinem Handy, ich mit meinem Buch, ich gehe duschen, er geht duschen, wir ziehen uns um, das war's.
Kommentare
S 49: Der Kellner
S 49: Der Kellner kommt. Er sagt nicht muh, nicht mäh, sondern steht nur da und schaut mürrisch über uns in die Luft.
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Reinhard E. Karner S 54: ... bald sitzen sie nur noch da und drehen ihr Bierglas in der Hand.
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Reinhard E. Karner S 75: "Habts bettet?" Er bekommt keine Antwort. Diejenigen, die in seiner Richtung sitzen, schauen in die entgegengesetzte Richtung. Da und dort schütteln manche schuldbewusst den Kopf, wie Schüler, die vom Lehrer beim Schummeln erwischt werden.
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Reinhard E. Karner S 91: Ich will verstehen, was sie antreibt, ob sie so sind wie ich, ob sie mir gar nicht so fern sind, wie ich denke.
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Reinhard E. Karner S 105: Es hat 39 Grad, draußen und in mir.
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Reinhard E. Karner S 121: Heiliger Gegenverkehr
S 176: Bin ich der,
S 176: Bin ich der, der dieses Leben führen sollte? Und wenn nein, welches Leben wäre meines?
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Reinhard E. Karner S 183: ... vor mir hat ein älteres Ehepaar einander verloren, beide rufen hektisch den Namen des anderen und fuchteln entsetzt mit den Armen.
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Reinhard E. Karner S 187: Ich will einfach nur leben. Oder vielleicht auch sterben, aber ich will definitiv nicht dieses Dazwischen.
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Reinhard E. Karner S 194: Eine geliebte Person wird nie alt, wird nie langweilig und leblos, wiederholt sich nie, auch wenn sie alles gleich tut.
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Reinhard E. Karner S 206: Wäre ich ein iPhone, wäre meine Akkustandsanzeige ein schmaler roter Strich.
Thomas Glavinic ein Heiliger?
Wäre er vielleicht gerne. Aber immer hat man es auch als Heiliger nicht so leicht. Abtrünnig verläuft seine Pilgerfahrt und immer wieder auf Abwegen. Dieses Buch gewinnt gegen Ende so richtig an Fahrt und Inhalt, Tiefgang und Humor. Möchte dieses Buch Glavinics als eine Art positives "Zwischenbuch" bezeichnen. Gott sei Dank, da die davor doch sehr düster waren. Bis nach der Hälfte erschien es mir als unheilvolle Schnitzeljagd ohne Schnitzel, zuletzt wird der Odyssee die klare Richtung gegeben. Bin froh, dass ich es nun doch noch - es lag ja bereits fast ein ganzes Jahr auf dem Nachtkästchen - gelesen habe.